Die Firnis als Krönung eines Kunstwerkes
Eine Firnis, meistens auch Schlussfirnis genannt, versiegelt ein Bild nach dem es fertig gestellt ist. Es handelt sich dabei um einen klaren, farblosen Anstrich, der erst aufgetragen werden darf, wenn alle Farben komplett durchgetrocknet sind. Je nach Geschmack erzielt man damit einen matten, seidenmatten oder glänzenden Effekt.
Eingesetzt wird sie, um
- ein Bild vor Schmutz und Kratzern zu schützen (Schutzanstrich)
- um das Verblassen der Farbpigmente zu verlangsamen (UV-Schutz)
- Vergilbung zu verhindern
- um die Farben intensiver leuchten zu lassen
- Unebenheiten auszugleichen
Außerdem können um Glanzunterschiede im Bild ausgeglichen werden und so für ein einheitliche Oberflächenwirkung sorgen. Die Farben wirken satter und die Motive erhalten mehr Farbtiefe und Detailschärfe.
Neben der Schlussfirnis gibt es auch Zwischenfirnisse, die aufgetragen werden, um ungebundene Farbteilchen mit dem Malgrund zu fixieren und das Auftragen weiterer Farbschichten ermöglichen.
Flüssige Firnis oder Sprühfirnis – Pinsel oder Spray ?
Eine Firnis kann in flüssiger Form mit einem Pinsel oder als Spray aufgetragen werden. Was geeigneter ist, hängt vom Bild ab. Ein Spray kann vorteilhaft sein, wenn Staub, Schmutz oder Pinselhaare in der Firnisschicht verhindert werden sollen. Allerdings ist der gleichmäßige Auftrag schwieriger, wenn Strukturpasten für Unebenheiten im Bild sorgen. In dem Fall bieten sich das Auftragen mit einem breiten Pinsel an, da man mit den Pinselspitzen in die kleinsten Rille vordringen und so für einen gleichmäßigen Anstrich sorgen kann. Der Pinsel sollte dabei fein und gut verarbeitet sein, damit kein Pinselhaar auf der Leinwand landet. Sollte es doch mal passieren, weil der Pinsel durch schroffe Strukturen stärker beansprucht wird, muss das Pinselhaar schnell und vorsichtig entfernt werden. Daher sollte man beim Auftragen der Abschlussfirnis ganz besonders Aufmerksam sein!
Aber egal, ob Pinsel oder Spray – man sollte es nicht übertreiben. Auch hier gilt – viel hilft nicht immer viel. Denn je dicker der Auftrag, desto milchiger wirkt das Bild.
Ärgerlich ist das Gegenteil, wenn der Auftrag nicht gleichmäßig vorgenommen wird und Stellen teilweise zu wenig Firnis abbekommen. Das kann ganz einfach verhindert werden, wenn man im Kreuzmuster die Firnis zwei Mal aufträgt. Ebenso habe ich mir angewöhnt das überzogene Bild ins Tageslicht zu halten. Reflektieren Stellen nicht, weiß ich, dass ich dort noch einmal nachbessern muss 😉
Auftragung:
Eine Firnis muss immer sachgerecht aufgetragen werden, um ein gewünschtes einheitliches Ergebnis zu erzielen. Dazu müssen folgende Dinge beachtet werden:
- Durchtrocknungsgrad der Farben
- Positionierung des Bildes
- Auftragetechnik für ein flächendeckendes Ergebnis
- Abstand zum Bild (Spray)
- Art des Pinsels
- Sauberkeit des Umfeldes, um Kleinstpartikel und Vermutzungen zu vermeiden
- Einwirkungszeiten
Hersteller:
Fast jeder Hersteller von Acrylfarben bietet auch Firnisse in unterschiedlichen Qualitätsstufen an. Ein Preisvergleich lohnt sich.
Mein Tipp:
Ich kann empfehlen eigene Tests auf einer Leinwand durchzuführen, um für sich selber herauszufinden, welches Ergebnis einem am besten gefällt. Denn nichts ist schlimmer als die falsche Firnis auf dem Lieblingsbild. Denn das rückstandslose Entfernen einer aufgetragenen Firnis ist schwer. Wie geht man am besten vor? Ich habe dazu eine längliche Leinwand genommen und diese mit Farben mittlerer Qualitätsstufe streifenartig bemalt. Es ist sinnvoll quer zu diesen Streifen 3 verschiedene Firnisse in matt, seidenmatt und glänzend aufzutragen. Die Unterschiede werden so sehr schnell sichtbar. Tendenziell bevorzuge ich den seidenmatten Auftrag, da glänzend relativ schnell künstlich wirkt. In Einzelfällen kann aber auch matt oder glänzend ein gewünschter Effekt sein. Das hängt z. B. von den verwendeten Farben ab aber auch von den Lichtverhältnissen, die vor Ort später vorzufinden sind und natürlich vom individuellen Geschmack des Auftraggebers bei einer Auftragsarbeit.
Dämpfe:
Auf jeder Flasche und jedem Firnisspray wird vor den Chemikalien gewarnt. Ich kann auch nur empfehlen, den Auftrag nicht in kleinen geschlossenen Räumen durchzuführen. Entweder sollte man Atemmasken tragen oder für eine gute Belüftung des Raumes sorgen. So oder so verlasse ich den Raum so schnell wie möglich und betrete diesen erst nach Stunden wieder. Meist sind die Dämpfe noch Stunden und Tage zu riechen. Ihr solltet diese Prozedur demnach möglichst nicht in eure Wohn- und definitiv nicht in euren Schlafräumen durchführen ;P
Abschluss:
Der Auftrag der Firnis ist für mich die Krönung eines Kunstwerkes. Es ist der Moment, wo nichts mehr geändert sondern nur noch die Farben mit der Firnis unterstrichen und vor äußeren Einflüssen geschützt wird. Kleine Nuancen kommen noch einmal zum Vorschein, die vorher gar nicht sichtbar waren. Die Farben leuchten, wieder wie bei einem Nassanstrich.
Und trotzdem gilt: Eine Abschlussfirnis ist immer ein Kann, kein Muss! Bei mir ist es so, dass Kunstwerke, die mir ans Herz gewachsen sind oder im Auftrag erstellt werden, immer eine Firnis erhalten, um die Haltbarkeit der Pigmente zu verlängern und tolle Ergebnisse zu erzielen.